Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
bei der kommunalen Straßenbeleuchtung gab es in der Vergangenheit auch in Erfurt die Erprobung
verschiedener Konzepte, die allesamt ein moderneres Stadtbild, die bessere Ausleuchtung dunkler
Ecken der Stadt und konsequentes Stromsparen zum Ziel hatten. So werden heutzutage
beispielsweise in Straßenlaternen LED–Leuchtmittel mit und ohne zusätzliche Bewegungsmelder
und verschiedene Dimm–Stufen eingesetzt. Teils wird in anderen Städten sogar auf eine
kommunikationsfähige steuerbare Straßenbeleuchtung gesetzt.
DS 1139/23 – Es wird um Beantwortung der folgenden Fragen gebeten:
1. Auf welches grundlegende Konzept der Straßenbeleuchtung setzt die Landeshauptstadt
Erfurt künftig und weshalb?
Antwort der Stadtverwaltung:
Die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Erfurt installiert bei allen Straßenneubaumaßnahmen, sowie Ersatzneubaumaßnahmen der öffentlichen Straßenbeleuchtung energiesparende LED Straßenleuchten. Dabei werden der Einsatz der Leuchten nach den aktuellen anerkannten nationalen und europäischen Regeln und Normenwerken (VDE–Normenwerk, DIN–EN 13201, DIN 67524, DIN EN 12464 Teil2, usw.), sowie den umweltschutzrelevanten Aufla-
gen (BNatSchG) dimensioniert und eingesetzt.
Zusätzlich werden Lichtpunkte mit Bestandslichtbogenleuchten für die keinerlei Ersatzteilbeschaffung durch den Originalhersteller, oder den Erstausrüster des Originalherstellers mehr möglich ist, konsequent und mit vollumfänglichen Umrüstungsaufwand an Mast, ggf. am Kabelnetz und Schaltschrank auf neue LED
Straßenleuchten umgebaut.
In der Stadt Erfurt werden alle neuen LED–Straßenleuchten auf die jeweilige Beleuchtungssituation und der daraus resultierenden Beleuchtungsklasse je Straße vorgedimmt. Die Straßenbeleuchtung wird in verkehrsschwachen Zeiten
von 20:30 Uhr–05:30 Uhr auf 50% Leistungsbezug über eine sehr kostengünstige und minimalst störanfällige Schaltphasensteuerung in den Dimm–betrieb geschalten.
2. Über wie viele Straßenlaternen u. Ä. verfügt die Landeshauptstadt Erfurt insgesamt, wie viele
davon wurden bisher umgerüstet und wann ist mit dem Abschluss der Arbeiten zu rechnen?
Antwort der Stadtverwaltung:
Die Landeshauptstadt Erfurt betreibt ca. 22.000 Lichtpunkte im Straßenbeleuchtungsnetz. Aufgrund des stark überalterten Kabelnetzes und der alten Tragsysteme im Anlagenbestand bedarf es im Regelfall nicht nur eines Leuchtentausches auf LED-Technik.
Bei der Umrüstung der Lichtpunkte auf LED–Leuchten werden aufgrund der Nachteile der elektronischen Vorschaltgerätetechnik dieser Leuchten aufwändigere Tiefbauarbeiten für neue Speisenetzkabel, sowie Umbauten bzw. Ersatzneubauten von Einspeiseschaltschränken notwendig. Das wiederum erfordert hohe Investitionskosten ins gesamte Straßenbeleuchtungsversorgungsnetz.
Seit ca. fünf Jahren sind für die notwendige Anwendungsbreite der öffentlichen Straßenbeleuchtung robuste, modular aufgebaute Leuchten mit umweltverträglicher hoher Lichtqualität (Lichtfarbe „Extra–Warmweiß“ 1.900 – 2.300 Kelvin bzw. „Warmweiß“ 3.000 Kelvin) verfügbar.Ab diesem Zeitpunkt wurden in Erfurt ausschließlich LED–Leuchten dieser Qualität verbaut.
Mit Jahresabschluss 2022 sind 11,4 % der Gesamtanlage auf LED–Beleuchtung umgerüstet. Ein Abschluss der Umrüstung auf LED–Leuchten in der gesamten Landeshauptstadt Erfurt ist hinsichtlich der nicht in die Zukunft planbaren Entwicklung der Inflation und der dadurch explodierenden Kostenentwicklung nicht belastbar zu prognostizieren.
DS 1140/23 Es wird um Beantwortung der folgenden Fragen gebeten:
1. In welchen einzelnen Ortsteilen müssen die Arbeiten für eine moderne stromsparende
Straßenbeleuchtung noch im Besonderen vorangebracht werden?
Antwort der Stadtverwaltung:
Die Umrüstung von Bestandslichtpunkten erfolgt im gesamten Stadtgebiet nach den Leistungsmöglichkeiten des Meisterbereiches Straßenbeleuchtung des städtischen Betriebshofes, sowie der Fachfirmen des freien Marktes und den
größtmöglichen Einsparmöglichkeiten im Verhältnis zum Investitionsaufwand. Die Projekte werden unabhängig der Ortsteile ausgeführt.
Weiterhin werden koordinierte Projekte mit anderen Trägern öffentlicher Belange (im Zuge des TKG–Breitbandausbaues, Stromnetzerneuerung EVU oder Baumaßnahmen des Straßenbaulastträgers), aufgrund von Kostenteilung gerade beim größten Kostenfaktor für Verteilnetze im öffentlichen Bauraum (Tiefbaukosten) vorrangig für die Umsetzung ausgewählt.
2. Welche Kosten entstehen der Landeshauptstadt Erfurt jährlich zusätzlich aufgrund der noch
nicht abgeschlossenen Umrüstung auf eine moderne stromsparende Straßenbeleuchtung?
Antwort der Stadtverwaltung:
Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung erfolgt, wie bereits in der Beantwortung der Frage 2 der Drucksache 1139/23 dargelegt, nicht ausschließlich aufgrund von Energieeinsparung, sondern von Energieeinsparung in Bezug auf umwelt-
verträgliche Beleuchtungstechnik und damit hinsichtlich größtmöglicher Beleuchtungsqualität.
Eine Berechnung zusätzlicher Kosten für noch nicht erfolgte LED–Umrüstung ist aufgrund nicht prognostizierbarer Marktpreisentwicklung Elektroenergie, Finanzierungskosten für erforderliche Kreditaufnahme für Investitionsmittel, Entwicklung der Realbaukosten (Preisinflation Lieferkettenprobleme), sowie Prognose einer realen Umsetzung der dafür notwendigen Baumaßnahmen durch Fachfirmen und Fachpersonal nicht belastbar möglich.
Anzumerken ist in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass die Straßenbeleuchtung in Erfurt von Beginn an auf die Verwendung von Natriumdampflampen ausgerichtet wurde. Im Vergleich zu Kommunen, die mit Quecksilberleuchtmitteln arbeiteten, erreichte Erfurt damit nur ca. 60 % des dafür erforderlichen Stromverbrauchs. Zusätzlich hat die Verwaltung in den letzten 20 Jahren mit Spannungsabsenkung gearbeitet und in den Schaltschränken der Straßenbeleuchtung die anliegende Spannung von 237 Volt auf 191 Volt abgesenkt. Auch diese Maßnahme führte zu einer maßgeblichen Energieeinsparung.
Schlussendlich wurde mit dem „Warten“ auf erprobte, modular einsetzbare, stabil funktionierende und anbieterunabhängige Technik alle Kinderkrankheiten und Unzulänglichkeiten der LED–Technik ausgesessen und es werden jetzt Modelle und Systeme verwendet, die untereinander kompatibel, wiederbeschaffbar, langlebig und umweltfreundlich sind.