Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
die vielerorts sinkenden Mitgliederzahlen in der Feuerwehr gefährden zunehmend die künftige Einsatzfähigkeit. Es wird daher um die Beantwortung der folgenden Fragen gebeten:
- Wie viele Feuerwehrleute sind derzeit in der Erfurter Berufsfeuerwehr und den freiwilligen
Feuerwehren aktiv und wie viele werden voraussichtlich in den nächsten 5 Jahren in den
Ruhestand gehen? - Wie viele Bewerbungen und Neuzugänge gab es in den vergangenen 5 Jahren und welche
konkreten Maßnahmen werden von den Verantwortlichen getroffen, um mehr Menschen
für die Feuerwehren zu gewinnen? - Inwieweit sieht die Stadtverwaltung die Einsatzfähigkeit der Berufsfeuerwehr und den
freiwilligen Feuerwehren in Gefahr und droht bereits in absehbarer Zeit die Einführung
einer Pflichtfeuerwehr in Erfurt?
Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt:
1. Wie viele Feuerwehrleute sind derzeit in der Erfurter Berufsfeuerwehr und den freiwilligen Feuerwehren aktiv und wie viele werden voraussichtlich in den nächsten 5 Jahren in den Ruhestand gehen?
Tabellarische Aufstellung des Personalstandes (Stand 31.12.2021):
Bezüglich des Ruhestandes kann nur für den Bereich der Berufsfeuerwehr eine belastbare Statistik erstellt werden, da nur hier der Ruhestandseintritt per Gesetz vorgegeben ist. So verlassen 28 Einsatzbeamte von 2022 bis 2026 den
aktiven Feuerwehrdienst. Auch vor dem Hintergrund dieser Personalabgänge werden kontinuierlich eigene Ausbildungsmaßnahmen realisiert (jährlich ein Grundausbildungslehrgang).
Im Bereich des Einsatzdienstes der Freiwilligen Feuerwehr eröffnet mit § 13 Abs. 1 Thüringer Brand– und Katastrophenschutzgesetz einen gewissen Spielraum; der Übertritt in die Alters– und Ehrenabteilung ist unter bestimmten Voraussetzungen somit zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr möglich.
Die im Rahmen der Feuerwehrbedarfsplanung in 2021 erarbeitete Analyse der Freiwilligen Feuerwehr geht davon aus, dass bei einem Dienstende mit 60 Jahren etwa 60 Kameradinnen und Kameraden die Einsatzabteilungen während der kommenden fünf Jahre verlassen werden. Dem gegenüber steht die Hoffnung, dass mit Vollendung des 16. Lebensjahres auch (ehemalige) Jugendfeuerwehrangehörige in die Einsatzabteilung übernommen werden können.
2. Wie viele Bewerbungen und Neuzugänge gab es in den vergangenen 5 Jahren und welche konkreten Maßnahmen werden von den Verantwortlichen getroffen, um mehr Menschen für die Feuerwehren zu gewinnen?
Bei insgesamt 618 Bewerbungen seit 2016 konnten 59 Beamte in den Einsatzdienst überführt werden. Obgleich sich das Interesse am feuerwehrtechnischen Dienst erfreulicherweise noch recht stabil gestaltet, sind verstärkte Öffentlichkeitsarbeit (z.B. als Aktionstage in exponierten innerstädtischen Bereichen oder auch als Tag der offenen Tür), zeitgemäße Bewerberansprachen und effiziente Auswahlverfahren in zeitlich überschaubarem Rahmen auch zukünftig
unabdingbar.
Im Bereich der Freiwilligen Feuerwehr unterstützt das „Ehrenamtspaket Freiwillige Feuerwehr“ (DS 0286/09) als Baustein der Mitglieder– und Familienförderung die Werbung für das Ehrenamt Freiwillige Feuerwehr maßgeblich. Die Attraktivität des Maßnahmenpakets wird in Absprache mit dem Stadtfeuerwehrverband Erfurt e.V. und dem Amt 37 regelmäßig überprüft.
3. Inwieweit sieht die Stadtverwaltung die Einsatzfähigkeit der Berufsfeuerwehr und den freiwilligen Feuerwehren in Gefahr und droht bereits in absehbarer Zeit die Einführung einer Pflichtfeuerwehr in Erfurt?
Zeitgemäße Personalakquise ist in jeder Hinsicht auch für die Feuerwehr elementar. Im Ergebnis erheblichen Engagements aller auch ehrenamtlich Beteiligten ist hier insgesamt kein Trend zu sinkenden Mitgliederzahlen erkennbar, sodass auch das Erfordernis einer Pflichtfeuerwehr nicht abzuleiten ist. Zur personellen Schwankungsbreite der Freiwilligen Feuerwehr über verschiedene Altersgruppen hinweg wird auf die folgende Tabelle verwiesen.